Nadine Fecht, geb. 1976, Mannheim, studierte Kunst und Archäologisches Zeichnen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, der Humboldt Universität Berlin, am California College of the Arts San Francisco und an der Universität der Künste Berlin. Nadine Fecht arbeitet vorrangig als Zeichnerin, schafft aber auch Videos und raumbezogene Installationen. Aktuell lehrt sie an der Universität der Künste Berlin und der Bauhaus-Universität Weimar.

Nadine Fecht arbeitet als Konzeptkünstlerin mit den Medien Zeichnung, Sprache, Schrift, Klang und Video. Sie stellt die Vorstellung von Zeichnung als individuellen Ausdruck in Abrede und nutzt verschiedenste Verfahren wie die Collage, das Überzeichnen oder das Zeichnen auf und Pausen mit Kohlepapier. Ausgehend von persönlichen Fragestellungen wie zum Beispiel die Rolle der Künstlerin gelangt sie mit ihren Arbeiten zu gesamtgesellschaftlichen Fragen, die demokratische Prozesse sowie ökonomische und politische Machtstrukturen (Geschlechterfrage, Rassismus, Klassismus) führen.Die Spannung zwischen der Verwirklichung des Individuums – sei dies als zeichnende Künstlerinoder Mitglied der Gesellschaft – ist das Thema der fünfteiligen Serie Jedes Kollektiv braucht eine Richtung (2013), die sie nicht mit einem Kugelschreiber in der Hand zeichnete, sondern mit einem ganzen Bündel von 600 Stiften schuf, indem sie diese zwischen ihre Unterarme klemmte und über das Papier bewegte (Abb. 1). Die Spur des einzelnen Kugelschreibers verschwindet im Kollektivdes Linienbündels. So wird in Form eines Zeichnungsprozesses eine politische Fragestellung aufgeworfen, die nicht nur in Deutschland im letzten Jahrzehnt immer virulenter wird: wie stark muss sich das Individuum der Gesellschaft unterordnen, wie weit soll Solidarität in einer Gesellschaft erwartet werden.


Quelle: 
Kupferstichkabinett | Dr. Anita Haldemann

Bild: nadine fecht




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